Ausbildung ist der goldene Weg
BZI-Ausbildungsleiter Thomas Knipper skizziert die Anforderungen an die moderne Ausbildung. Fazit: Eine fundierte Grundausbildung und fortlaufende Qualifizierungen sind Garanten für den persönlichen Erfolg und unternehmerische Entwicklung.
Herr Knipper, das BZI übernimmt für viele Unternehmen aus Remscheid und der Region die Grundausbildung im ersten Ausbildungsjahr für die gewerblich-technischen Berufe. Welchen Mehrwert haben die Betriebe durch diese Kooperation?
Mit unseren Lehrgängen bieten wir den Industrieunternehmen eine auf die jeweilige betriebliche Ausbildungssituation angepasste Lösung. Wir sind im Grunde der dritte Lernort in der dualen Berufsausbildung. Alles, was ein Ausbildungsbetrieb selber nicht ausbilden kann oder möchte, kann er von uns durchführen lassen. Viele Unternehmen haben entweder nicht die passende Ausstattung oder kein freigestelltes Personal, um die gerade im ersten Ausbildungsjahr sehr betreuungsintensive Grundlagenausbildung durchzuführen. Neben der fundierten fachbezogenen Basisausbildung werden darüber hinaus durch verschiedene Präventionskurse auch die sozialen Kompetenzen gestärkt.
Vorwiegend sind es Firmen der Metall- und Elektroindustrie, die ihre Azubis zur Ausbildung schicken. Gibt es noch andere Branchen, für die dieses Angebot interessant ist?
Aufgrund der technischen Ausstattung wendet sich das BZI mit seinem Ausbildungsangebot hauptsächlich an die Metall- und Elektroindustrie. Hierfür wurden wir schließlich vor über 60 Jahren gegründet. Mittlerweile richtet sich das breit gefächerte Lehrgangsangebot aber auch an die Azubis der IT-Branche, im Elektrohandwerk und neuerdings auch an die der Veranstaltungsbranche. Hier haben wir in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Bergischen IHK und der IHK-NRW ein Lehrgangskonzept entwickelt, das wir nicht nur in der Region, sondern in ganz NRW anbieten. Hierzu konnten wir schon über 100 Azubis aus 60 verschiedenen Betrieben die für den Ausbildungsberuf notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln.
Nach einem Jahr ist die Ausbildung in den Metall- und Elektroberufen nicht zu Ende. Welche Möglichkeiten bietet das BZI, um in den weiteren Ausbildungsjahren zu unterstützen?
In den Fachlehrgängen orientieren wir uns bei den Angeboten für das zweite bis vierte Ausbildungsjahr an den Inhalten der Ausbildungsrahmenpläne sowie an den Anforderungen der Abschlussprüfungen. Viele Ausbildungsbetriebe haben nicht immer die Möglichkeiten, die prüfungsrelevanten Fertigkeiten mit den dazugehörigen Kenntnissen zeitlich und fachlich ausreichend zu vermitteln. Die Möglichkeiten, eine Maschine alleine zu programmieren oder eine prüfungsrelevante Baugruppe zu fertigen, bestehen häufig nicht, da die Einrichtungen für die Fertigung benötigt werden. Aber auch die Ausbildungsbetriebe, die diese Möglichkeiten hätten, nehmen unsere Angebote gerne an, da wir ganzheitlich, über den Bedarf des Unternehmens hinaus, die Inhalte vermitteln.
Das Thema Ausbildung hat im BZI eine lange Tradition und begleitet Sie persönlich schon sehr lange. Wie hat sich dieser Bereich entwickelt?
Ich bin seit 35 Jahren als Ausbilder bzw. seit einigen Jahren als Ausbildungsleiter im BZI tätig. Wir haben uns seit dieser Zeit von der dominierenden Ausbildung in der Metallbearbeitung viel breiter aufgestellt und uns an den Belangen der Industriebetriebe und den immer moderner werdenden Ausbildungsberufen orientiert. Neben der reinen Steuerungstechnik beherrschen heute die Automatisierungstechnik und die Digitalisierung unsere Arbeit. Die CNC-Technik, der 3D-Druck, die Robotertechnik und auch das Programmieren automatisierter Geräte gehören schon seit einigen Jahren zur betrieblichen Ausbildung. Damit hat sich auch die Methodik bei der Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten stark geändert. Heute nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung, wie zum Beispiel eine digitale Lernplattform, bei der die Azubis vom Ausbilder ihre Arbeitsaufträge zugewiesen bekommen. So kann jeder und jede die Aufgaben individuell nach eigenem Lerntempo und dabei sogar lernortunabhängig bearbeiten.
Das BZI engagiert sich stark in der Ausbildungsvorbereitung, um junge Menschen zur Ausbildungsreife zu führen. Welche Kompetenzen werden hier vermittelt und welche Erfahrungen gibt es mit diesem Programm?
Mit dem Ausbildungsvorbereitungsjahr bereitet das BZI Schülerinnen und Schüler, die nach ihrem Schulabschluss noch nicht die volle Ausbildungsfähigkeit besitzen, auf die Anforderungen einer gewerblich-technischen Berufsausbildung vor. Dabei stehen das Arbeits- und Sozialverhalten an einer der vorderen Stellen. Zunächst müssen wir den jungen Menschen die Einstiegsqualifikationen für eine Ausbildung, nämlich Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, noch einmal vermitteln. Wenn das jeder gut beherrscht, werden Defizite beim Erlernen von technischen Kenntnissen sowie in der Mathematik abgebaut. Das pädagogische Konzept des BZI realisiert in diesem Programm bereits Aufgaben aus dem ersten Ausbildungsjahr und unterstützt die Teilnehmenden neben dem Berufsschulunterricht, durch Werks- und Förderunterricht und eine sozialpädagogische Begleitung. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: 100 Prozent Integrationsquote in die gewerblich-technische Ausbildung.
Das BZI sieht es als eine seiner wesentlichen Aufgaben an, den Fachkräftenachwuchs für die hiesigen Betriebe zu sichern. Welche Konzepte versprechen auf diesem Gebiet langfristigen Erfolg?
Der fehlende Fachkräftenachwuchs ist meiner Meinung nach nur mit vermehrter Ausbildung und einer dazu ergänzenden Weiterbildung und Qualifikation von ungelernten Menschen zu erreichen. Die hiesigen Betriebe müssen deshalb schon jetzt selber dafür ausbilden. Der Arbeitsmarkt wird diese Fachkräfte sonst zukünftig nicht hergeben. Also: Die Ausbildung ist hierfür der goldene Weg. Zudem müssen die vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch berufliche Weiterbildung und Qualifikation auf zukünftige Aufgaben vorbereitet werden. Für beides hält das BZI sehr gute Konzepte bereit.